Gemeinsam mit sechs Kollegen verschiedener Fachdisziplinen erarbeitet Urologie-Chefarzt Dr. Joachim Stein (KRH Klinikum Großburgwedel) erstmals eine Leitlinie für die Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln bei Harninkontinenz.
Stein ist kürzlich in den Vorstand des wissenschaftlichen Arbeitskreises „Urologische Geriatrie“ der Deutschen Gesellschaft für Urologie gewählt worden und ist als Mitglied der Kommission zur Erstellung der Leitlinie jetzt dort ehrenamtlich wissenschaftlich tätig. Ziel sei es, die Leitlinie im nächsten Jahr fertigzustellen, sagt der KRH-Chefarzt: „Uns geht es vor allem darum, die Qualität der Behandlung zu verbessern.“
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" haben Empfehlungscharakter, rechtlich sind sie für Ärzte jedoch nicht bindend.
Die Leitlinie für die Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln bei Harninkontinenz ist auch deshalb wichtig, weil Harninkontinenz zu den häufigen Krankheiten im Alter zählt und aufgrund des demographischen Wandels immer mehr Menschen betrifft. In Deutschland leiden schätzungsweise sechs bis acht Millionen Menschen an einer Harninkontinenz unterschiedlicher Ausprägungen. Bereits junge Menschen können von einer Harninkontinenz betroffen sein. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit von Harninkontinenz allerdings deutlich zu. Frauen sind aufgrund ihres breiteren Beckens und des schwächeren Beckenbodens sowie der Belastungen durch Schwangerschaft und Geburt häufiger von einer Harninkontinenz betroffen als Männer.