Die Chancen sind vielversprechend, die die Expertinnen und Experten in der genomisch basierten individualisierten Krebstherapie sehen. Der Gedanke dahinter: Individuelle Treibermutationen in den Tumoren von Patientinnen und Patienten identifizieren und mit diesen Erkenntnissen eine optimierte und individuelle Therapie ermöglichen.
Seit Dezember 2021 ist nun das KRH Klinikum Region Hannover mit seinem Lungenzentrum am KRH Klinikum Siloah und seinem Institut für Pathologie Teil des Nationalen Netzwerks Genomische Medizin. „Das ist ein großer Erfolg für uns“, freut sich Prof. Dr. Ludwig Wilkens, Chefarzt des Instituts für Pathologie des KRH. „In dem Netzwerk arbeiten Partner zusammen, die zum einen eine hohe Behandlungsqualität und Expertise nachweisen können und zum anderen eine große Fallzahl in ihren Einrichtungen behandeln.“
Die Analytik der Gewebeproben in der KRH Pathologie leitet Dr. Sabine Glombitza. „Im Labor vervielfältigen wir zunächst ausgewählte Bereiche der Tumor-DNA, um diese dann in einem hoch-parallelen Ansatz zu sequenzieren. In den Datensätzen werden dann die Treibermutationen identifiziert.“ Der Vorteil, zukünftig innerhalb des Netzwerkes zu arbeiten, ist eine weitere Vertiefung des Verständnisses der tumorspezifischen Varianten. So kann in Deutschland die flächendeckende harmonisierte molekulare Testung weiter vorangebracht werden.
„Die Kenntnis der individuellen Treibermutationen ist für uns in der Therapie enorm wichtig. Für die Patienten bedeutet das im optimalen Fall ein längeres Überleben mit einer besseren Lebensqualität.“ fährt Oberärztin Dr. Monika Heilmann, die Expertin für Lungenkrebs und Leitung des Lungenkrebszentrums des Klinikum Siloah, fort. „Wir wissen dann, welches Medikament in welcher Kombination bei welchen Tumortypen am besten wirkt.“
„Die Aufnahme in das Netzwerk ist ein Riesenerfolg für die Behandlungsteams im Siloah und auch für die Diagnostiker im Institut für Pathologie“, resümiert Prof. Dr. Thomas Fühner, Chefarzt der Klinik für Pneumologie. „Nur durch intensive und langwierige Arbeit war es möglich, gemeinsam dieses Behandlungs- und Untersuchungsniveau zu erreichen, dass es uns erlaubt, im Kreis der universitär geprägten Partner eine wesentliche Rolle mitzuspielen. Durch diese uns jetzt zur Verfügung stehende optimierte Struktur erlangen wir weiterhin einen ganz erheblichen Zeitgewinn für unsere Patienten."
Die genomische Medizin ist im Bereich des Lungenkrebses am weitesten fortgeschritten. Bei anderen Tumorerkrankungen, wie beispielsweise beim Brust- oder Darmkrebs, ist in den kommenden Jahren von ähnlichen Entwicklungen auszugehen. Bereits seit 2010 wurde das Lungenkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und versorgt einen großen Anteil der Patienten mit Lungenkrebs in der Region Hannover und Niedersachsen.