Am KRH Klinikum Großburgwedel gibt es Anlass zur Freude: Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum (KBZ) am KRH Klinikum Großburgwedel ist jetzt als einziges Kontinenz- und Beckenbodenzentrum in der Region Hannover zertifiziert. „Die Anerkennung für unsere Arbeit ist das, was uns am meisten freut“, sagt Oberarzt Jasper Koenig, Leiter des 2012 gegründeten KBZ.
Exemplarisch für die Kompetenz und hohe fachliche Expertise am KBZ stehen künstliche Schließmuskel-Operationen und Beckenbodenschrittmacher. „Bis nach Hamburg muss man dafür nicht fahren.“
Das Thema ist häufig und unliebsam: An ungewolltem Harnabgang leiden etwa vier bis fünf Millionen Menschen hierzulande. Unwillkürlicher Stuhlverlust betrifft noch einmal 800.000 Menschen. Aus Scham und Angst suchen die meisten keinen Arzt auf, sondern versorgen sich in Apotheken oder Drogerien mit Hilfsmitteln. Nur gut jeder Dritte ist in ärztlicher Behandlung, viele versäumen damit die Chance auf eine optimale Hilfe. Und das, obwohl sich nahezu alle Betroffenen in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt fühlen.
Dabei ist Inkontinenz ein abwendbares Schicksal. Im jetzt zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum KRH Klinikum Großburgwedel erfolgt eine eingehende Diagnostik und Behandlung der Harn- und Stuhlinkontinenz. In vielen Fällen lässt sich nach individueller Beratung in den Sprechstunden durch Anpassung der Lebensgewohnheiten und mit physiotherapeutischen Übungen – ggf. in Kombination mit Medikamenten – eine spürbare Besserung erreichen.
Manchmal ist auch eine Operation sinnvoll. Das KBZ bietet ein umfassendes Spektrum an Kontinenz-Operationen an. Diese können häufig minimalinvasiv durchgeführt werden und sind nur mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt verbunden.
Beim Thema Inkontinenz hat der Beckenboden mit den verschiedenen Organsystemen die zentral verbindende Rolle, weshalb im Zentrum großer Wert auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt wird. Behandelt werden Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz und weitere Beckenbodenerkrankungen.
Am KBZ arbeiten diese Kliniken zusammen: Gynäkologie, Urologie und Koloproktologie/Viszeralchirurgie. Weitere Kooperationspartner sind die Innere Medizin, Schmerztherapie, Geriatrie, Neurologie, Pädiatrie, Radiologie, Physiotherapie, Ernährungsberatung, der Sozialdienst und die Selbsthilfegruppen.
Die Arbeit am Zentrum folgt den aktuellen Leitlinien, systematisch entwickelten Behandlungspfaden, die Ärztinnen und Ärzte bei der Entscheidungsfindung über eine optimale Behandlung unterstützen. Komplizierte Fälle werden in der monatlich stattfindenden Fallkonferenz thematisiert und besprochen. „Ein klarer Vorteil für die Patientinnen und Patienten“, sagt Tanja Semmerling, Funktionsoberärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Koordinatorin des KBZ.
In den vergangenen Jahren ist die Weiterentwicklung kontinuierlich vorangetrieben worden, sowohl personell als auch im apparativen Bereich. So gab es mit dem Galileo Therapie-Gerät eine technische Anschaffung zur Behandlung des Beckenbodens, sowie moderne urodynamische Untersuchungsgeräte.
Neue Operationstechniken und moderne Implantate sind für ein optimales Behandlungsergebnis jeweils in die klinische Praxis aufgenommen worden. Ein breites Spektrum an Behandlungsoptionen vorzuhalten ist von hoher Bedeutung, um jeder Patientin und jedem Patienten mit ihren und seinen individuellen Beschwerden gerecht zu werden.
„Das Entscheidende ist aber, dass wir die Menschen haben, die das Zentrum leben“, sagt Koenig. So gibt es neben der ärztlichen Kompetenz am KBZ mehrere Pflegefachkräfte für Kontinenzförderung und speziell qualifizierte Physiotherapeuten, die eine aufwendige Ausbildung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie/Geburtshilfe/Urologie/Proktologie (AG-GGUP) absolviert haben. Hierauf ist Kalliopi Panagiotidou, Leiterin der Physiotherapie, besonders stolz.
„Es gibt eine Mitarbeiterin für die Dokumentation und wir schreiben jeden Patienten, der operativ behandelt wurde, nach einem Jahr an“, sagt Semmerling.
„Unser Ziel haben wir mit der Zertifizierung erreicht. Doch nach der Zertifizierung ist vor der Zertifizierung und wir wollen unserem eigenen Anspruch natürlich auch weiterhin gerecht werden“, betont Koenig.