
Mann in blauem T-Shirt greift sich mit beiden Händen an die Brust.
Den Patienten von Dr. Bernhard Vieregge, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Chefarzt im KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge, hat es völlig überraschend getroffen. Der Mann ist erst 25 Jahre alt, als er einen Herzinfarkt erleidet. Er musste sich einer Herzkatheteruntersuchung mit Stentimplantation unterziehen, „es war ein großer Schock“, so Dr. Vieregge.
Das Trauma wirkt nach, im Alltag ist der junge Patient noch längst nicht wieder angekommen. Erst langsam kommt er wieder in den Tritt – vor allem mit einem ausgewogenen Bewegungsprogramm. „In der Kardiologie setzen wir auf Ausdauer und Kondition, was auch förderlich ist für die Gefäßgesundheit“, betont Dr. Vieregge. Es gehe darum, Blutdruck und Herzfrequenz zu optimieren und der Gefäßsteifigkeit entgegenzuwirken.
„Wir wollen keine unrealistischen Forderungen an die sportliche Betätigung der Patienten und Patientinnen stellen.“ Aber fünf wöchentliche Trainingseinheiten zu je dreißig Minuten seien optimal, dazu zählen auch Walking oder schnelles Gehen. Nach seinem Infarkt muss der junge Mann vorsichtig mit dem Aufbautraining beginnen, ins Japsen zu kommen ist kontraproduktiv. „Von null auf hundert zu gehen ist falsch, regelmäßiges moderates Training auch unter ärztlicher Aufsicht zunächst angezeigt“, erläutert der Kardiologe. Bewegung führe messbar zu einer Lebensverlängerung – „und außerdem zu mehr Lebensglück“, so der Mediziner, der selbst lange als Triathlet unterwegs gewesen ist. Dr. Vieregge betont, dass sowohl für die Primärprävention als auch bei bereits vorhandener Gefäßschädigung vor allem langes Sitzen vermieden werden sollte. „Wir benötigen auch Muskulatur, Radfahren und sogar E-Bike eignen sich gut dafür.“ Für seinen jungen Patienten gehört all das bereits zum Aufbautraining. Er braucht Geduld und Zuversicht – und bleibt am Ball. „So jung einen Infarkt zu erleiden ist sehr selten und erfolgt meist nur über eine Disposition – wie familiäre Vorerkrankung, Diabetes oder hohe Cholesterinwerte.“ Aber auch mit dieser Diagnose gilt es, präventiv und dauerhaft Sport zu treiben – selbst nach einer schweren Herzerkrankung.