Es ist ein Thema, dass ein gewisses Schattendasein führt: Harninkontinenz bei Erwachsenen. Eine Studie der Stiftung Warentest brachte 2017 etwas Licht ins Dunkle. Festgestellt wurden vor allem deutliche Schwachstellen in der Beratung der Patientinnen und Patienten insbesondere im Bereich der Hilfsmittel. Hieraus resultierte ein ernstzunehmendes Versorgungsdefizit. Eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Urologie hat sich daraufhin des Problems angenommen und eine Leitlinie zur qualifizierten Verordnung, Beratung und Versorgung mit Hilfsmitteln entwickelt und veröffentlicht. Federführend mitgewirkt hat Dr. Joachim Stein, Chefarzt der Klinik für Urologie im KRH Klinikum Großburgwedel und Vorstandmitglied des Arbeitskreises Urogeriatrie der Fachgesellschaft. „Die bisherigen Beratungen sind seitens der betroffenen Patientinnen und Patienten zum Teil sehr mangelhaft beurteilt worden und haben ihnen nicht ausreichend weitergeholfen. Dies wollten wir ändern und haben verbindliche Kriterien und Prozessabläufe definiert. Für die optimale Versorgung sind sowohl die anatomischen Eigenheiten als auch Wünsche des Betroffenen stärker zu berücksichtigen. Auch eine mehrfache Bemusterung ist vorgesehen, so dass die aus Sicht der Patientinnen und Patienten für sie bestmögliche Form der Versorgung in mehreren Schritten optimal ausgewählt und angepasst wird“, erläutert Stein.
Auch den erhöhten Anforderungen an Diskretion und Privatsphäre im Hinblick auf die Harninkontinenz wird in der neuen Leitlinie Rechnung getragen. „Beratungsgespräche hierfür sollen nicht mitten im Ladenbereich eines Sanitätshauses stattfinden, sondern in einem separaten Raum und mit einem großzügigen Zeitkontingent. Und natürlich auch nur von qualifiziertem und geschultem Personal“, betont Stein.
Mehr Informationen zum Thema Inkontinenz gibt es im Gesundheitstalk des KRH mit der HAZ und der NP mit den Expertinnen und Experten des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums auf Youtube: https://youtu.be/PU05IpZjZLc