
Immer in Bewegung: Bei MUDr. Peter Zahon von der Gedächtnisambulanz der KRH Psychiatrie Wunstorf kommt neben körperlicher Aktivität bei der Behandlung auch der Uhrentest zum Einsatz
Niemand möchte im Alter vergesslich, verwirrt und orientierungslos sein. „Ein Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Aktivität bereits ab einem Alter von 30 senkt das Risiko deutlich, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken.“ Das betont MUDr. Peter Zahon, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie der KRH Psychiatrie Wunstorf. Für sich selbst achtet der ehemalige Profibahnradfahrer auch darauf, dass die Bewegung nicht zu kurz kommt. So oft wie möglich fährt er mit dem Rad zur Arbeit. „Ich bin mittlerweile auch über 50 und ich weiß, wie stimulierend körperliche Bewegung für das Gehirn ist.“ Es muss kein Joggen und auch nicht das Fitnessstudio sein – Zahon geht es um die Einbindung von Bewegung in den Alltag. „Das kann der Einkauf oder auch der tägliche Spaziergang sein.“
Nicht alles abnehmen
Gerade für Angehörige von älteren Menschen hat er einen Tipp: „Nehmen Sie Ihrem Vater, Ihrer Mutter, Ihrer Tante oder Ihrem Onkel nicht alles ab – jede Bewegung, die sie noch leisten können, tut Ihren Angehörigen gut.“ Zahon und das Team in der Gedächtnisambulanz haben häufig mit Patient*innen zu tun, bei denen erste Defizite auftreten. Oft kommen die Betroffenen, wenn der Leidensdruck vor allem bei Angehörigen schon sehr hoch ist. „Da kümmern sich Menschen jahrelang um ihre Liebsten und dann kommt es zu unbegründeten Vorwürfen wie ‚du bestiehlst mich‘ oder ‚du willst mich umbringen‘. Das ist natürlich extrem hart. Wir raten dazu, schon früher unsere Hilfe zur Abklärung der Ursachen von Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit abklären zu lassen.“
Für solche Symptome kann es neben der klassischen Alzheimer-Demenz auch viele andere Gründe geben. Eine Depression kann ein Auslöser sein oder auch die Nebenwirkungen von Medikamenten oder Medikamentenwechselwirkungen können sich auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns auswirken. Ein Mangel an Vitamin B12 beispielsweise kann ebenfalls eine Rolle spielen.
„Man muss nicht sofort an die Diagnose Alzheimer-Demenz denken und sich deshalb möglicherweise nicht untersuchen lassen“, betont Zahon. Erstens, so der Gerontopsychiater, könne man bei vielen anderen Ursachen sehr gut helfen und auch die kognitive Leistungsfähigkeit wieder verbessern. Zweitens könne man auch mit der Diagnose Demenz noch viel therapeutisch unternehmen um die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu erhöhen.
Besonders wichtig ist den Psychiatrie-Expert*innen aus Wunstorf, dass die Diagnose und Behandlung in der Gedächtnissprechstunde ambulant stattfindet und höchstens zwei bis drei Stunden pro Termin dauert. „Wir wissen, dass längere Umgebungswechsel extrem anstrengend für Patienten und Patientinnen sind und auch zu Zustandsverschlechterungen führen können.“
Einfache Überweisung
Neben den körperlichen Untersuchungen spielt das Gespräch in der Gedächtnissprechstunde eine ganz wesentliche Rolle, um der Erkrankung auf den Grund zu gehen. Auch ein paar Tests müssen die Patient*innen absolvieren. Ein Klassiker zur Diagnosestellung ist etwa der Uhrentest: „Malen Sie mal ein Ziffernblatt“, heißt es dann. Liegt wirklich eine Einschränkung vor, so haben von Alzheimer betroffene Menschen häufig Probleme beim Einzeichnen der einzelnen Stunden. Die Hürde für einen Besuch in der Gedächtnisambulanz ist übrigens sehr niedrig. Es reicht eine Überweisung des:der Hausärzt*in und ein wenig Zeit.
Terminabsprachen sind möglich unter Telefon (05031) 93 2220.
Hier finden Sie außerdem einen Podcast zum Thema Antriebskraft Sport. Unser Gesprächspartner ist MUDr. Peter Zahon, Chefarzt der Gerontopsychiatrie und Psychotherapie der KRH Psychiatrie Wunstorf und Leiter der dortigen Gedächtnisambulanz. Zu finden ist der Podcast KRH Patientenakademie auf allen gängigen Streaming-Plattformen (Spotify).