
Susanne Biank hat ins Leben zurückgefunden und arbeitet daran, sich dauerhaft zu stabilisieren
Weihnachten in der Klinik? Für die meisten Menschen ist das eine höchst unangenehme Vorstellung. Susanne Biank hat es anders erlebt. Für sie bedeutete der Aufenthalt in der KRH Psychiatrie Wunstorf, sich in einem geschützten Raum zu befinden. Dabei hatte ihr persönliches Unglück mit schweren körperlichen Problemen begonnen. 2017 war bei ihr Schilddrüsenkrebs diagnostiziert worden, 2022 ein Tumor an der Nebennierenrinde. Heute sagt sie, Letzteres könne Einfluss auf die Cortisolproduktion haben – so hat sie es nachgelesen. Eine mögliche Nebenwirkung sind Depressionen. Völlig überraschend jedenfalls veränderte sich im vergangenen Sommer ihr seelisches Befinden: Die damals 54-Jährige erlebte sich als zunehmend antriebslos, sie verbrachte schlaflose Nächte, konnte als Geräusche weder Vogelgezwitscher noch das Gelächter anderer Menschen ertragen. Scheinbar grundlos brach sie in Tränen aus. Eine niedergelassene Ärztin, die sie behandelte, veranlasste daraufhin eine Einweisung in die Psychiatrie nach Wunstorf. Susanne Biank sitzt in ihrer geschmackvoll grau-beige eingerichteten Wohnung. Sie ringt die schmalen Hände, beschwört noch einmal die Hilflosigkeit der Zeit damals: „Ich wollte nur noch, dass sich jemand um mich kümmert.“
Rückhalt auch in der Gruppe
Über den Ort, an dem sie sich nun befand, sagt sie: „Es fühlte sich nicht wie eine Klinik an, eher wie ein Landschulheim.“ Vier Wochen hat sie hier bis zu ihrer Operation verbracht – sie bekam Medikamente gegen ihre Depression und gegen Schlafstörungen. „Die Ärztinnen, mit denen ich zu tun hatte, waren super, sie hatten immer Zeit für ein paar Worte zwischendurch. Sozialarbeiter, der Psychologe, das sind Fachleute, die einen anlächeln“, rekapituliert sie. Nach dem Eingriff im Juli, bei dem ein daumengroßer Tumor entfernt wurde, ging es mental wieder bergauf. „Im Oktober aber kam der Rückschlag“, erinnert sich Susanne Biank. Extrem teilnahmslos hat sie sich gefühlt, jeden Morgen war ihr übel. Statt sich in eine geschlossene Station einweisen zu lassen, auf der sofort Platz gewesen wäre, wartete sie auf eine Behandlungsmöglichkeit in der Tagesklinik. Diesmal war der Kontakt zu anderen Patient*innen noch enger als beim ersten Aufenthalt. „Als ich über mich in der Gruppe erzählt habe, ging das einigen sehr nahe.“ Susanne Biank, die zu Hause an ihrer Nähmaschine Puppen fertigt, machte gemeinsam Handarbeiten, töpferte eine Skulptur – eine Schildkröte. Dass sie auch Weihnachten in der Klinik verbrachte, „war mir egal“. Und als wollte sie mit gängigen Vorurteilen aufräumen, betont sie: „Man knüpft neue Kontakte und lernt dabei nette Leute kennen. Man darf auch raus. Beispielsweise zum Friseur. Oder wir hatten erst Rückenschule und sind hinterher zusammen zum Weihnachtsmarkt.“ Sie ist nach einer Krebs-Reha im Frühjahr wieder zu Hause. Noch funktionieren ihre Nieren nicht einwandfrei. Dennoch schmiedet sie Pläne: Urlaub möchte sie machen, „am liebsten auf Ibiza“. Und sie will auf sich achtgeben, sie hat sich schon eine Selbsthilfegruppe gesucht, um sich möglichst dauerhaft zu stabilisieren.