
Prof. Dr. Jochen Wedemeyer untersucht endoskopisch einen verstopften Gallengang.
Per Endoskopie kann ein Arzt auch direkt im Körperinneren eines Patienten Bilder machen. Damit lassen sich Organe im Bauchraum untersuchen, die hohl sind und eine Öffnung nach außen haben, wie der Magen-Darm-Trakt, und auch das Atemwegssystem.
Bei der Untersuchung der Atemwege in der Lunge sitzt eine Kamera in einem dünnen Schlauch. Die Ärzte können das aufgenommene und über einen Rechner aufbereitete, jetzt digitalisierte Bild zeitgleich auf einem Monitor anschauen. „Das hat HD-Fernsehqualität“, sagt Prof. Dr. Thomas Fühner, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin am KRH Klinikum Siloah, an der häufig Bronchoskopien, endoskopische Untersuchungen der Atemwege, vorgenommen werden.
Für die dünnen Bronchoskope mit Außendurchmesser von drei bis sechs Millimeter endet der Weg der Kamera in den weit aufgezweigten Bronchien der Lunge. Die Lungenbläschen, Alveolen, erreicht man damit nicht. Bei der Magenspiegelung kommen normale Endoskopieschläuche bis zum Zwölffingerdarm, bei der Darmspiegelung bis zur Mündung des Dünndarms in den Dickdarm. Doch die diagnostischen Möglichkeiten sind damit noch nicht am Ende.
„Mit der Endoskopie diagnostizieren wir Erkrankungen, bei denen MRT und CT machtlos sind“, erklärt Dr. Christoph Grotjahn, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im KRH Klinikum Großburgwedel. In der Gastroenterologie, einem seiner Spezialgebiete, werden Entzündungen, Geschwüre und Tumoren des Magen-Darm-Traktes über ein Videoskop betrachtet, das sich am Ende eines flexiblen Schlauchs befindet. Er wird bei der Magenspiegelung durch die Speiseröhre, bei der Darmspiegelung durch den Anus eingeführt.
Als Königsdisziplin hat sich eine Kombination mit der sonografischen Bildgebung etabliert: der endoskopische Ultraschall (EUS). „Das ergibt eine maximale Ortsauflösung bis in den Submillimeterbereich“, erklärt Dr. Grotjahn, „damit können wir Tumoren der Magen- und Darmwand unterhalb der Schleimhaut abklären.“ Über die genau diagnostizierte Tiefenausdehnung ins Gewebe lässt sich feststellen, wie weit ein Tumor bereits fortgeschritten ist. Für dieses Tumorstaging kann über den EUS auch der angrenzende Lymphknotenbefall beurteilt werden, wie Prof. Fühner erläutert. Zudem sei es möglich, gleich an Ort und Stelle Gewebeproben zu entnehmen.
Die Experten am KRH Klinikum können das Spektrum der endoskopischen Methoden noch erweitern. So behandeln die Gastroenterologen etwa schwerste Entzündungen der Bauchspeicheldrüse jetzt mit einer endoskopisch durchgeführten Stentdrainage – assistiert von Ultraschall und Röntgendurchleuchtung – durch die Magenwand. „Die Überlebensrate bei schweren Komplikationen bei akuten Entzündungen ist durch dieses schonende Vorgehen drastisch gestiegen“, betont ein anderer Gastroenterologe, Prof. Dr. Jochen Wedemeyer, Direktor der Klinik für Innere Medizin in Gehrden.