
Angewandte Computertechnik im OP: Prof. Dr. Arya Nabavi (links) bespricht anhand der präoperativen Bilder im Navigationssystem den geplanten Verlauf der Operation.
Prof. Dr. Arya Nabavi, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie im KRH Klinikum Nordstadt, ist seit diesem Jahr auch Adjunct Professor in Australien. Er bekam diesen Titel am 8. Januar 2025 von der University of Western Australia (UWA) verliehen. Er ist in Australien eine Auszeichnung für Personen, die im akademisch-wissenschaftlichen Bereich mit der Universität zusammengearbeitet und dabei hervorragende Leistungen erbracht haben. Das Besondere in diesem Fall: Diese Professur ist in der naturwissenschaftlichen Fakultät (School for Engineering) angesiedelt, in der Robotiker*innen und Informatiker*innen forschen. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man als Mediziner bei Computerwissenschaftlern eine solche Auszeichnung erhält“, erzählt der frisch ausgezeichnete Nabavi.
Das Interesse an der Schnittstelle zwischen Computerwissenschaft und Humanmedizin wurde bei dem Neurochirurgen schon 1994 geweckt. Damals leitete er ein Projekt zur Einführung eines Neuronavigationssystems in der Neurochirurgie in Kiel. Das war eines der ersten vier klinisch angewandten Systeme zur computergestützten Operationsplanung und intraoperativen Orientierungshilfe in der Bundesrepublik. „Wir entwickelten damals ein Google Maps im Kopf“, erinnert sich Nabavi. Mittlerweile ist die Anwendung solcher Systeme in jeder Neurochirurgie und in vielen anderen chirurgischen Fachdisziplinen Routine.
Von 1998 - 2000 forschte der Chefarzt des KRH Klinikums Mitte in Boston in der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Surgical Planning Lab“ des Brigham and Women‘s Hospital (Harvard Medical School) und des M.I.T. an dem „double doughnut“ Prototypen eines intraoperativen MRTs. „Das war damals revolutionär“, schwärmt Nabavi noch heute. „Mit diesem konnte man zum ersten Mal überhaupt während der Operation aktualisierte MRT-Bilder machen.“
In dieser Schnittstelle zwischen Medizin, Computer- und Ingenieurwissenschaften knüpfte er weiter Kontakte zu namhaften Ärzt*innen und Informatiker*innen, die unter anderem mit der Universität in Australien (UWA) assoziiert waren. So baute er in den folgenden Jahren seine weiteren wissenschaftlichen Aktivitäten in diesem Bereich aus. Die Zusammenarbeit mit der UWA und die Nähe seiner Schwerpunkt-Themen zur Computerwissenschaft ermöglichte die Basis für seine Ernennung zum Adjunct Professor. Er selber sieht die Zusammenarbeit als stetige inhaltliche Bereicherung für sich und seine klinische Arbeit. „Naturwissenschaftler beschäftigen sich häufig mit abstrakten Aufgaben und finden geniale Lösungen, die aber klinisch nicht anwendbar sind. Technik behandelt keine Menschen. Menschen behandeln Menschen. Technik ist und bleibt ein Mittel zum Zweck. Und brauchbare Technik entsteht nur, wenn wir Kliniker den Forschern in ihrer Sprache klar darstellen, was das klinische Problem ist, aber auch nichts Unmögliches erwarten. Dann schafft man es gemeinsam, innovative Methoden zu entwickeln, die einen Vorteil für den Patienten erbringen.“
Aufgrund seiner eigenen langjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit kann Prof. Dr. Dr. Hans-Jürgen Welkoborsky, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am KRH Klinikum Nordstadt, diese Auszeichnung auch inhaltlich einschätzen. „Herzlichen Glückwunsch an Prof. Nabavi und große Hochachtung zu dieser hohen Ehrung“, sagt er deshalb stellvertretend für die ganze KRH Gemeinde. „Die Auszeichnung ist ein Beweis für die hochqualifizierte Arbeit von Prof. Nabavi, aber auch eine Anerkennung für die Leistungen in der Kopfmedizin, die im Klinikum Nordstadt auf höchstem Niveau mit nationaler und internationaler Anerkennung geleistet wird.“