
Sorgen dafür, dass von den Lieferengpässen bei Arzneimitteln nichts bei den Patientinnen und Patienten zu spüren ist: Dörthe Wanglin und Andrea Zentner (v. l.), Apothekerinnen der KRH Zentralapotheke.
Es ging schon durch die Medien: Viele Arzneimittelhersteller lassen aus Kostengründen ihre Ausgangsstoffe für Arzneimittel in Produktionsstätten im europäischen Ausland, häufig in Asien, produzieren. Gibt es in diesen Betrieben Störungen oder Ausfälle, dann kommt es zu teilweise dramatischen Lieferengpässen in den deutschen Apotheken. Diese Probleme nicht zu Problemen von Patientinnen und Patienten des Klinikum Region Hannover werden zu lassen, dass haben sich Andrea Zentner und Dörthe Wanglin, Apothekerinnen der KRH Zentralapotheke, zur Aufgabe gemacht.
„Ein Pharmaunternehmen meldete zum Beispiel bei 40 Prozent der bestellten Medikamente Lieferengpässe“, erklärt Andrea Zentner, „und dabei stehen wir als große Krankenhausapotheke noch sehr gut da.“ Die Lieferengpässe von Arzneimitteln und Medikamenten haben vielfältige Gründe erklärt sie. Eine Zentralisierung der Produktion sorgt für hohe Anfälligkeit bei Störungen im Produktionsablauf und somit der Herstellung von Medikamenten. Ein weiteres Problem: Deutschland wird nicht priorisiert von den Arzneimittelherstellern, im europäischen Vergleich wird in Deutschland weniger für Medikamente bezahlt und damit gibt es für die Pharmaindustrie weniger Einnahmen, somit wird Deutschland nicht als erstes beliefert.
„Wir haben teilweise bis zu zehn Lieferengpässe bei Medikamenten pro Tag“, fügt Dörthe Wanglin an. „Zusätzlich komplizierter wird der Lieferprozess von Medikamenten durch die dieses Jahr von der EU eingeführten Fälschungsschutzrichtlinie. Diese besagt, dass Arzneimittelhersteller ihre Waren mit individuell verfolgbaren Codes bedrucken lassen muss und das bei jeder einzelnen Packung. Viele Hersteller haben noch Probleme mit dem Verfahren und Medikamente werden wegen fehlender oder mangelnder Etikettierung zurückgehalten.“
Doch dank dem täglichen Einsatz der KRH-Zentralapotheke mit Sitz am KRH Klinikum Siloah merken die Patientinnen und Patienten nichts von diesen Lieferengpässen und bürokratischen Hürden. „Wir federn das ganze Problem durch eine neue Lager- und Einkaufspolitik ab. Statt Medikamente für zwei Wochen auf Vorrat zu haben, lagern wir jetzt für einen Monat Medikamente bei uns, um auch bei fehlender Nachlieferung Versorgungssicherheit gewährleisten zu können“, führt Zentner aus. „Dazu haben wir ein Netz mit anderen Krankenhausapotheken in der Region Hannover und ganz Deutschland aufgebaut, um akute Probleme schnell lösen zu können. Wir haben Kontakte zu Firmen, die Medikamente aus dem Ausland importieren können und immer jemanden, der nach den kommenden Lieferengpässen die Augen offenhält, um rechtzeitig reagieren zu können.“
Falls alle diese Stricke reißen, springt die eigene Produktion der KRH-Zentralapotheke ein und verteilt vorhandene Medikamente durch neue Verpackung auf alle KRH-Standorte. So werden aus Medikamentenpackungen mit hundert Pillen fünf Packungen mit zwanzig Lebensrettern. Durch die Kontakte zu den hauseigenen Stationsapothekern können Engpässe zusätzlich früh erkannt und angegangen werden.
„Die Situation der Lieferengpässe wird immer bedrohlicher“, sagt Zentner. „Für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KRH-Zentralapotheke bedeutet das eine erhebliche Mehrbelastung, doch wir haben viele Rettungsschirme aufgespannt und sorgen täglich für die Versorgungs- und Patientensicherheit in allen KRH-Standorten. Die medikamentöse Versorgung im Klinikum Region Hannover wird auch auf Dauer weiter gewährleistet sein“, betont Zentner.