
Stellten das Jahresergebnis 2021 vor, die Geschäftsführung und die Aufsichtsratsvorsitzenden des KRH Klinikum Region Hannover: (v. l.) Michael Born, Geschäftsführer Personal, Dr. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin, Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur, Steffen Krach, Regionspräsident und Aufsichtsratsvorsitzender, und Michael Borges, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
In der Krankenhauswelt nichts Neues, so könnte man auch das Jahresergebnis des Klinikum Region Hannover (KRH) für das Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr beschreiben. Da sind die Themen der Pandemiebewältigung, die Einflüsse der Rettungsschirme, Sonderfinanzierungen und der Budgetverhandlungen und nicht zu vergessen die Änderungen im Abrechnungssystem für die Behandlung psychiatrischer Patientinnen und Patienten, die das Arbeiten und Wirtschaften in dem kommunalen Gesundheitskonzern 2021 mit seinen über 8.500 Beschäftigten prägten.
Mit -34,2 Millionen Euro fällt das Jahresergebnis des Gesamtkonzerns wie unterjährig prognostiziert aus. Erstmalig seit vielen Jahren gelang es dem Unternehmen nicht mehr, ein positives Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen zu erwirtschaften. „Die Rahmenbedingungen im deutschen Gesundheitswesen und die Corona-Pandemie fordern die Beschäftigten des KRH weiterhin in hohem Maße. Dennoch haben sie einen wichtigen Teil zur Bewältigung der Pandemie in der Region Hannover beigetragen und die Gesundheitsversorgung zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Das verdient unser aller Respekt und den ausdrücklichen Dank des gesamten Aufsichtsrates“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende des KRH, Regionspräsident Steffen Krach. „Die Situation des KRH ist herausfordernd. Zusammen mit den Beschäftigten arbeiten wir daran, die Weichen zu stellen, um das Unternehmen zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Alleine werden wir allerdings die Lage nicht ändern können. Auch Land und Bund müssen ihre Hausaufgaben machen und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland kein Minusgeschäft ist.“
Diese Einschätzung teilt auch der Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Michael Borges: „Ähnlich komplexe und herausfordernde Rahmenbedingungen habe ich im Krankenhauswesen noch nicht erlebt. In solchen Krisenzeiten gemeinsam mit Kompetenz, Teamgeist und Engagement da zu sein für die 1,2 Millionen Menschen in der Region Hannover, im Schichtdienst und oft zu Lasten von Privatleben, eigenen Angehörigen und der Familie, ist eine herausragende Leistung, die ausdrücklich gewürdigt werden muss. Das Jahresergebnis tut zwar weh, aber das Personal hat alles dafür getan die Versorgung der Patientinnen und Patienten in der Region zu sichern. Die Aufgabe des KRH ist es, verlässliche Perspektiven für die Beschäftigten zu gewährleisten, doch dafür müssen die Kostenträger zeitnah ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen.“
Die Pandemie mit ihren Nebeneffekten hat unzweifelhaft zu dem negativen Ergebnis beigetragen. Jedoch spielen die noch nicht erfolgten Budgetabschlüsse der Jahre 2020/2021mit den Kostenträgern eine ganz erhebliche Rolle. Hier ist insbesondere die Finanzierung der Pflegebudgets per Selbstkostendeckungsprinzip zu nennen. Leider konnte der gesetzlich formulierte Anspruch, dass alle Kosten der Pflege ausgeglichen werden müssen, noch nicht in eine konkrete Vereinbarung mit den Krankenkassen überführt werden. Deshalb mussten die Forderungen gegenüber den Kostenträgern zur vollständigen Finanzierung der Pflegeaufwendungen im Jahresabschluss 2021 für die Jahre 2020 und 2021 aus kaufmännischer Vorsicht wertberichtigt werden. Mit den aktuell vorliegenden Wirtschaftsprüfertestaten ist damit zu rechnen, dass ein baldiger Budgetabschluss folgt. Daher kann davon ausgegangen werden, dass dieser negative Einmaleffekt in Höhe von ca. -25 Millionen Euro in den Folgejahren in Abhängigkeit von den entsprechenden Budgetabschlüssen korrigiert werden wird. Erstmalig musste auch die zum Konzern gehörende Tochtergesellschaft, die KRH Psychiatrie GmbH mit ihren beiden Standorten in Langenhagen und Wunstorf, ein negatives Ergebnis feststellen. Der Konzernabschluss wird zusätzlich durch das Beteiligungsergebnis der Psychiatrie mit -3,5 Millionen Euro belastet. Aufgrund der pandemiebedingten Rückgänge bei den Belegungstagen von ca. 279.000 im Jahr 2019 (vor der Pandemie) auf ca. 224.000 in 2021 und den Umstellungen in der Abrechnungslogik für die Behandlung psychiatrischer Patientinnen und Patienten, gehören die Zeiten, in denen Krankenhäuser in diesem Bereich noch Deckungsbeiträge erzielen konnten, wohl der Vergangenheit an.
In den acht somatischen Häusern ging die erbrachte Leistung im Vergleich zur der Zeit vor der Pandemie (2019) um 16 Prozent zurück. Auch zum Vorjahr sank die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten, die sogenannte Fallzahl, noch einmal von ca. 96.000 in 2020 auf ca. 95.000 in 2021. Im bundesweiten Vergleich sank die Zahl im Zweijahresvergleich um 13 Prozent. Der noch deutlichere Rückgang beim KRH ist im Wesentlichen auf den besonders hohen Versorgungsanteil im Bereich der Coronapatientinnen und Patienten zurückzuführen, der wie im Vorjahr deutlich über dem eigentlichen Marktanteil von 40 Prozent, nämlich zwischen 50 und 60 Prozent lag. „Wir werten dies als deutliches Indiz für die hohe Motivation unserer Beschäftigten, die unseren Versorgungsauftrag sehr ernst nehmen“, stellen die drei Mitglieder der KRH Geschäftsführung, Michael Born (Personal), Dr. Matthias Bracht (Medizin) und Barbara Schulte (Finanzen und Infrastruktur) fest. „Unser Selbstverständnis: Aus Verantwortung gemeinsam für gute Medizin, bedeutet eben, die vorhandenen Versorgungsbedarfe der Menschen ernst zu nehmen und sich ihnen zu stellen. Wir sehen darin eine gemeinsame Aufgabenerfüllung, die durch die derzeit gültigen Mechanismen der Krankenhausfinanzierung nicht ausreichend berücksichtigt wird.“
Die Beschäftigten des KRH Klinikum Region Hannover
Trotz des Leistungsrückgangs war es wegen der Einführung der Pflegepersonaluntergrenzen unbedingt notwendig und geboten, den angeschobenen Personalaufbau in einem extrem angespannten Pflegefachkräftemarkt weiter voranzutreiben. Aufgrund der professionalisierten Strukturen gelang bei den Vollkraftstellen ein Aufbau um 142 von 5.834 im Jahr 2020 auf 5.976 in 2021. Durch die hohe Teilzeitbeschäftigungsquote im Krankenhaus bedeutet dies bei den Beschäftigten eine Zunahme von fast 300 Mitarbeitenden von 8.223 in 2020 auf 8.516 im Jahr 2021. Damit einher ging eine weitere Stärkung der KRH-eigenen internen Zeitarbeitsstruktur, des KRH MobilTeam, dass neben der Gestellung von Beschäftigten für kurzfristige Ausfälle in 2021 auch die Steuerung und Koordinierung externer Anbieter übernommen hat. Außerdem wurde in dem Jahr erstmalig eine KRH Pflegestrategie über alle Standorte entwickelt, die sich derzeit in der Finalisierung befindet und zusammen mit den aktuellen Versionen der KRH Medizinstrategie die Versorgungsstrategie bilden wird. Positiv entwickelte sich sowohl die Zahl der Bewerber*innen auf einen Ausbildungsplatz in der Pflege an der KRH Akademie als auch die Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich. Die Bewerberzahl stieg von 838 in 2020 auf 930 in 2021 und die Zahl der Auszubildenden von 171 auf 222 im gleichen Zeitraum.
Investitionen
Bei den Investitionen wurde im KRH ein neuer Höchstwert erreicht. Diese lagen um etwa fünf Millionen Euro über dem Vorjahreswert bei ca. 32,2 Millionen Euro. Im Wesentlichen flossen die Mittel in die ständig laufenden Modernisierungsprojekte für Patientenzimmer und medizinische Bereiche. Hier sind insbesondere die Ertüchtigungsmaßnahmen im KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen, im KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge, im KRH Klinikum Robert Koch Gehrden und im KRH Klinikum Nordstadt zu nennen. Auch die Projekte in der Digitalisierung wurden weiter konsequent umgesetzt. Zusätzlich wurden erhebliche planerische Aufwände betrieben, um sich auf die weitere Digitalisierung und Vernetzung in der Gesundheitswirtschaft vorzubereiten, die im Rahmen des 2021 in Kraft getretenen Krankenhauzukunftsgesetzes gefordert sind und gefördert werden. Ebenso flossen Mittel in die geplanten Neu- und Ersatzbauvorhaben. Hier seien beispielhaft nur die laufende Neubaumaßnahme der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der KRH Psychiatrie Wunstorf, der Teilersatzneubau am KRH Klinikum Robert Koch Gehrden, der Neubau des KRH Klinikums Großburgwedel, der Ergänzungsneubau Lehrte oder der Neubau der Zentralapotheke an der Stadionbrücke genannt.
Ausblick
Bundesweit gehen die Experten nicht davon aus, dass sich das Leistungsvolumen der deutschen Krankenhäuser wieder auf das Niveau vor der Pandemie entwickeln wird. Auf diese Entwicklung muss sich auch das KRH einstellen. Wurde der Leistungsrückgang in den Jahren 2020 und 2021 noch durch den Krankenhausrettungsschirm zu großen Teilen ausgeglichen, so läuft diese Unterstützung aus und wird das KRH spätestens im Jahr 2023 mit voller Wucht treffen. „Und trotzdem sind wir überzeugt, dass wir uns auch für die Zukunft gut aufstellen können“, stellen die drei Geschäftsführungsmitglieder fest. „Damit meinen wir nicht, dass alles so weitergehen kann, sondern dass wir Strukturen im KRH etabliert haben, in denen wir die Erkenntnisse über eine regionale Krankenhauslandschaft der Zukunft gemeinsam entwickeln, beurteilen und daraus Schlüsse ziehen können, die gemeinsam mit unseren 8.500 Beschäftigten umgesetzt werden können.“ Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass es mit den bestehenden Leistungsspektren und Leistungsvolumen zukünftig nicht mehr möglich sein wird, die vorhandenen Strukturen gegenfinanzieren zu können.
Der Startschuss für die Entwicklung einer KRH Versorgungsstrategie 2030 wurde durch den KRH Aufsichtsrat bereits im Frühjahr gegeben. Mit Unterstützung von externen Experten werden derzeit Daten erhoben und hochgerechnet, um die zu erwartenden zukünftigen Versorgungsbedarfe in der Region Hannover realistisch einschätzen zu können. Auf Basis der Erkenntnisse soll die kontinuierliche Weiterentwicklung der Medizinstrategie unter Einbeziehung der Expertinnen und Experten aller KRH Standorte mit ihren über 70 Fachkliniken erfolgen. „Die Lage des Regionsklinikums ist schwierig, aber wir sind auf einem guten Weg“, fasst der Aufsichtsratsvorsitzende Krach die aktuelle Situation zusammen. „Der Handlungsbedarf ist auf allen Ebenen erkannt – von der Bundes- über die Landesebene bis hin zur Regionsebene. Ich bin mir sicher, dass es uns mit der Medizinstrategie 2030 gemeinsam gelingen wird, das KRH Klinikum Region Hannover strukturell so aufzustellen, dass wir weiterhin den Anspruch einlösen können, rund 1,2 Millionen Menschen in der Region Hannover so wohnortnah wie möglich zu versorgen und gleichzeitig durch medizinische Spezialisierung ein qualitativ hohes Niveau sicherzustellen.“
KRH Unternehmenszahlen 2016-2021
Konzernergebnis:
- 2016: 3,7 Millionen Euro
- 2017: 21,8 Millionen Euro (ohne Sondereffekte ca. 5 Millionen Euro)
- 2018: 1,4 Millionen Euro
- 2019: -12,8 Millionen Euro
- 2020: -13,8 Millionen Euro
- 2021: -34,2 Millionen EUR
EBITDA:
- 2016: 30,8 Millionen Euro
- 2017: 42,5 Millionen Euro (ohne Sondereffekte ca. 25,6 Millionen Euro)
- 2018: 20,6 Millionen Euro
- 2019: 6,4 Millionen Euro
- 2020: 6,3 Millionen Euro
- 2021.: -17,8 Millionen EUR
Investitionen
- 2016: 15,7 Millionen Euro
- 2017: 19,2 Millionen Euro
- 2018: 15,5 Millionen Euro
- 2019: 28,4 Millionen Euro
- 2020: 27,4 Millionen Euro
- 2021: 32,2 Millionen EUR
Betriebliche Erträge
- 2016: 593 Millionen Euro
- 2017: 614 Millionen Euro
- 2018: 611 Millionen Euro
- 2019: 630 Millionen Euro
- 2020: 655 Millionen Euro
- 2021: 643 Millionen Euro
Durchschnittlicher Schweregrad der Behandlungsbedürftigkeit pro Patient (Somatik)
- 2016: 1,014 (CMP)
- 2017: 1,025 (CMP)
- 2018: 1,043 (CMP)
- 2019: 1,055 (CMP)
- 2020: 0,886 (CMP) nach Ausgliederung Pflegebudget aus DRG-Katalog
- 2021: 0,884 (CMP)
Eigenkapitalquote
- 2016: 9,0 Prozent
- 2017: 12,1 Prozent
- 2018: 11,7 Prozent
- 2019: 9,7 Prozent
- 2020: 11,5 Prozent
- 2021: 7,2 Prozent
Mitarbeiter (Köpfe) im Jahresdurchschnitt
- 2016: 7.795
- 2017: 7.777
- 2018: 7.823
- 2019: 7.981
- 2020: 8.223
- 2021: 8.516
Mitarbeiter (VK) im Jahresdurchschnitt
- 2016: 5.416
- 2017: 5.446
- 2018: 5.467
- 2019: 5.613
- 2020: 5.834
- 2021: 5.976
Fallzahlen in der Somatik:
- 2016: ca. 123.000
- 2017: ca. 121.000
- 2018: ca. 117.000
- 2019: ca. 113.000
- 2020: ca. 96.000
- 2021: ca. 95.000
Behandlungstage in den psychiatrischen Kliniken:
- 2016: ca. 277.000
- 2017: ca. 277.000
- 2018: ca. 273.000
- 2019: ca. 279.000
- 2020: ca. 228.000
- 2021: ca. 224.000