
1. Herr Prof. Fühner, warum ist der Weltnichtrauchertag Ihrer Meinung nach wichtig?
Der Weltnichtrauchertag ist aus medizinischer Sicht wichtig, weil Tabakkonsum nach wie vor eine der gefährlichsten Suchtformen ist und jährlich viele vermeidbare Todesfälle verursacht. In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 121.000 Menschen vorzeitig an den Folgen des Rauchens. Rauchen ist maßgeblich verantwortlich für zahlreiche schwere Erkrankungen wie Bronchialkarzinom, Lungenemphysem, COPD sowie Herzinfarkte und verschiedene Krebsarten. Prävention und Aufklärung – wie sie am Weltnichtrauchertag im Mittelpunkt stehen – sind entscheidend, um Menschen zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht erst damit anzufangen. Die Erfahrung zeigt, dass Motivation und innere Überzeugung zentrale Faktoren für einen erfolgreichen Rauchstopp sind. Der Weltnichtrauchertag bietet eine Plattform, diese Themen öffentlich zu machen und Menschen für die gesundheitlichen Risiken und die Vorteile eines rauchfreien Lebens zu sensibilisieren.
2. Viele junge Menschen greifen heute eher zur E-Zigarette als zur klassischen Zigarette – wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Fachlich wird der Umstieg von der klassischen Zigarette auf die E-Zigarette kritisch gesehen. Zwar entstehen beim sogenannten „Dampfen“ nach heutigem Wissensstand weniger Schadstoffe als beim Verbrennen von Tabak, jedoch ist die Langzeitwirkung der in E-Zigaretten enthaltenen Substanzen auf die Lunge noch nicht ausreichend erforscht. Die Nutzung von E-Zigaretten wird daher als eine Suchtverschiebung betrachtet, nicht als Problemlösung. Insbesondere für starke Raucher kann die E-Zigarette ein Ausstiegshilfsmittel sein, aber für Jugendliche und Nichtraucher birgt sie neue Risiken und kann zur Nikotinabhängigkeit führen. Die Tanks der E-Zigaretten werden immer größer, und die gesundheitlichen Folgen sind noch nicht abschließend geklärt. Die Empfehlung der KRH-Expertinnen und -Experten bleibt daher klar: Am besten ist der komplette Rauchstopp, unabhängig vom Produkt.
3. Welche Maßnahmen könnten Ihrer Meinung nach helfen, insbesondere junge Menschen vom Rauchen abzuhalten?
Mehrere Maßnahmen werden als wirksam angesehen, um insbesondere junge Menschen vom Rauchen abzuhalten:
Aufklärung und Prävention: Frühzeitige und zielgruppengerechte Information über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens und der E-Zigarette, zum Beispiel durch Programme in Schulen und öffentliche Kampagnen.
Verhaltensprävention: Angebote wie das „Rauchfrei“-Programm, das auf verhaltenstherapeutischen Ansätzen basiert und von Psychotherapeuten begleitet wird, können helfen, Rauchgewohnheiten zu durchbrechen und Alternativen zu entwickeln.
Stärkere gesetzliche Regelungen: Schärfere Raucherschutzgesetze, die den Zugang zu Tabak- und Nikotinprodukten erschweren und den Konsum in der Öffentlichkeit weiter einschränken, werden als besonders hilfreich angesehen.
Soziale Vorbilder: Die Vorbildfunktion von Eltern, Lehrkräften und anderen Erwachsenen spielt eine große Rolle. Wer selbst nicht raucht, motiviert auch junge Menschen, auf das Rauchen zu verzichten.
Niedrigschwellige Beratungsangebote: Kostenfreie telefonische Beratung und Unterstützung, wie das „rauchfrei ticket“, erleichtern den Zugang zu professioneller Hilfe.
Herzlichen Dank für das Interview.