
Judith F. ist sehr gewissenhaft, was ihre Vorsorgeuntersuchungen betrifft. Routinemäßig war sie im Frühsommer zur Krebsvorsorge bei ihrer Gynäkologin. Bei einem Stuhltest der 55-Jährigen wurde Blut nachgewiesen. „Die Ärztin hat mich aber beruhigt, das passiere öfter aus sehr harmlosen Gründen.“ Sie solle aber eine Darmspiegelung machen – vorsichtshalber.
Der Gastroenterologe habe beim Vorgespräch noch abgewiegelt, „da wird sicher nichts sein“. Umso betroffener war sie dann eine Stunde später von der Diagnose: Darmkrebs. Am besten solle zeitnah operiert werden. „Der Arzt hat sich für das Gespräch dann sehr viel Zeit genommen und auch meinen Mann dazugeholt“, erzählt sie. Dennoch: „Ich war schon sehr geschockt und niedergeschlagen, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.“
Vor der Operation wurde die zweifache Mutter noch einmal komplett durchgecheckt – wobei Metastasen in der Leber vermutet wurden. „Man hat mich im Siloah darüber aufgeklärt, dass die Entfernung des Darmkarzinoms und die Verödung der Metastasen in einem Eingriff durchgeführt werden könnten“, sagt Judith F. Die Operation Anfang Oktober ist gut verlaufen, das bösartige Gewebe konnte komplett entfernt werden, ein künstlicher Darmausgang war nicht nötig.
Erst jetzt kommt Judith F. richtig dazu, die „Hammerbotschaft“ zu verarbeiten. „Ich habe nie etwas gehabt.“ Als Nächstes steht eine Chemotherapie an. „Da muss ich dann durch.“ Familie und Enkelkinder geben ihr Halt und Ablenkung in dieser harten Zeit. Judith F. hat sich sehr gut aufgehoben gefühlt bislang bei ihren Ärzten, sie hofft, das setzt sich bei der Therapie fort. Schlaflose Nächte habe sie selten, sie möchte Optimistin bleiben: „Meinen Lebensmut habe ich jedenfalls nicht verloren.“