
Das Team der onkologischen Fachpflege: Evelyn Schäfer, Oliver Abu Isa, Anita Friedrich, Olga Gebhardt und Ann-Christin Pohl (v. l.)
Es sind oft kleine Dinge, die einen entscheidenden Unterschied machen. Für Krebspatientinnen und –patienten können es Eiswürfel sein. Durch das Lutschen der Eiswürfel kurz vor der Chemotherapie wird die Mundschleimhaut gekühlt, wodurch die Durchblutung abnimmt und die Schleimhaut weniger durch die Chemotherapie angegriffen wird. „Schleimhautdefekte im Mundraum sind bei onkologischen Patienten eine häufige Nebenwirkung“, berichtet Evelyn Schäfer, eine der insgesamt sieben onkologischen Fachpflegekräfte im KRH Klinikum Siloah. „Die Mundschleimhautentzündung kann sehr schmerzhaft sein und die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme erheblich einschränken. Die Patienten fühlen sich zunehmend schwächer durch den Flüssigkeitsmangel, es kann zu Schwindel kommen, die Lebensqualität sinkt in diesen Phasen der Erkrankung enorm und es kann ein weiterer, zusätzlicher Krankenhausaufenthalt erforderlich werden.“ Ein Teufelskreis, dem die onkologische Fachpflege gezielt entgegenwirkt – nicht. nur mit Eiswürfeln, sondern beispielsweise auch mit Beratungen zu Mundhygiene sowie Tipps bei Appetitlosigkeit und Übelkeit.
Auch bei allen anderen Fragen in der Krebstherapie sind die Mitglieder der Fachpflege Ansprechpartner der Betroffenen. Bei Pflegevisiten auf Station hören sie genau hin. „Das Gespräch mit den Patienten ist der Ausgangspunkt unserer Arbeit: Welche Probleme und Schwierigkeiten hat er oder sie? Welche Sorgen und Ängste?“, so Schäfer. Das Angebot der Fachpflege ist dabei nicht auf die Zeit im Krankenhaus begrenzt. „In vielen Fällen treten die Probleme erst auf, wenn die Patienten bereits entlassen sind. Wir beraten sie dann am Telefon und per Mail und können so zu den akuten Themen Hilfestellung geben“, erläutert Oliver Abu Isa, onkologische Fachpflegekraft im Siloah. Für ihre besondere Aufgabe wurden die Fachpflegekräfte zwei Jahre lang weitergebildet, insgesamt 720 Stunden in Theorie und Praxis. Sie alle arbeiten in ihren Pflegeteams auf Station und geben dort ihr Fachwissen im täglichen Handeln weiter.
Im multiprofessionellen Versorgungsnetzwerk aus Ärzten, Pflegekräften und weiteren Spezialisten rund um den Patienten sind sie auch eine kommunikative Brücke. „Wir sind mit allen Beteiligten im Gespräch und können so dafür sorgen, dass die Informationen an die entscheidende Stelle gelangen“, betont Abu Isa. Für die Betreuung von Krebspatientinnen und -patienten ist jedoch nicht nur Fachwissen nötig, sondern auch Einfühlungsvermögen und Empathie. „Unsere Patienten haben quasi gestern noch voll im Leben gestanden, haben Familie und Beruf, haben vielleicht gerade ein Haus gebaut. Und jetzt sind sie mit einer völlig anderen Situation konfrontiert. In unserer onkologischen Pflegevisite können wir diese Bedürfnisse und Beschwerden gezielt erfassen und gemeinsam mit dem Patienten eine individuelle und effektive Lösung erarbeiten“, erläutert Ann-Christin Pohl.
Gemeinsam mit einer Kollegin war sie vor zehn Jahren die erste Fachpflegekraft im Siloah. Inzwischen ist das Klinikum ein zertifiziertes Onkologisches Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft und die onkologische Fachpflege ist ein fest etablierter Bestandteil. „Die Onkologie entwickelt sich enorm schnell weiter - und genau das versuchen wir auch hier abzubilden, indem wir unsere onkologische Versorgung weiterentwickeln“, bekräftigt Pohl.