
Dr. Hans Peter Lorenzen Leitender Abteilungsarzt für Angiologie, Klinik für Nephrologie, Angiologie und Rheumatologie des KRH Klinikums Siloah
Wunden werden als chronisch beschrieben, wenn sie nach vier bis zwölf Wochen trotz konsequenter Therapie keine Heilungstendenz zeigen. In Deutschland leiden ca. 3-4 Millionen Menschen an chronischen Wunden. 1-2 Mio. der Menschen leiden an venöse Ulcera cruris. Das sind offene Wunden an den Unterschenkeln, die durch eine Venenschwäche und einen Rückstau des Blutes entstehen.
Ungefähr 2-10 % (ca. 0,5 Mio.) der Diabetiker leiden an Fußläsionen. Das sind Verletzungen oder Schäden am Fuß, die verschiedene Ursachen haben können. Sie können durch Druckbelastung, Infektionen oder andere medizinische Bedingungen verursacht werden.
Des Weiteren leiden etwa. 1,7 Mio. Menschen an Dekubitalfälle, auch bekannt als Druckgeschwür. Druckgeschwüre sind Schäden an der Haut und dem darunterliegenden Gewebe, die durch langanhaltenden Druck auf bestimmte Körperstellen entstehen. Sie treten oft bei Personen auf, die längere Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen.
Chronische Wunden stellen nicht nur für die betroffenen Patient*innen eine erhebliche Belastung dar, sondern sind auch eine große Herausforderung für das medizinische Fachpersonal, das nach den besten Behandlungsstrategien sucht. Unter der Mitwirkung von Dr. Hans Peter Lorenzen wurde nun die S3-Leitlinie zur Lokaltherapie schwer heilender und chronischer Wunden erfolgreich in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) veröffentlicht. Eine S3 Leitlinie weist nach dem System der AWMF die höchste methodische Qualitätsstufe einer Leitlinie durch eine systematische und strukturierte Sichtung aller veröffentlichten wissenschaftlichen Studien.
Die kürzlich veröffentlichte Leitlinie ist ein umfassendes und detailliertes Handbuch, das speziell für medizinisches Fachpersonal entwickelt wurde und stetig aktualisiert wird. Sie bietet klare und evidenzbasierte Empfehlungen für die Behandlung von Wunden, die aufgrund verschiedener Faktoren wie Diabetes, Durchblutungsstörungen oder Druckschädigungen schlecht heilen. Herausgeber dieser umfassend überarbeiteten multidisziplinären Leitlinie ist die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V.. Dr. Lorenzen vertrat bei der Erstellung die Deutschen Gesellschaft für Angiologie und nahm an allen drei Konsensussitzungen zur Abstimmung über die Empfehlungen der Leitlinie teil.
Als Leiter des Interdisziplinären Gefäßzentrum in der Klinik für Nephrologie, Angiologie, Rheumatologie im KRH Klinikum Siloah gehört die Behandlung chronischer und komplizierter Wunden seit Jahren zu seinen Schwerpunkten. Zudem ist er Spezialist, Mitglied im Fachbeirat Wundsiegel der Initiative chronische Wunde e.V. und als ärztlicher Fachexperte bei Audits Medizinischer Wundzentren tätig.