
Schnelle Abhilfe: Pro. Dr. Jochen Wedemeyer und sein Team können mittels endoskopischer Intervention Gallensteine sichtbar machen und anschließend entfernen.
Egal, ob Schweinefleisch, Sahnetorte oder Vierkäsepizza: Um fettreiche Nahrung verdauen zu können, produziert die Leber eine bestimmte Flüssigkeit, die sogenannte Galle. Diese besteht vor allem aus Gallensäuren, durch die Fette aus dem Nahrungsbrei herausgelöst werden. Während der Verdauung gelangt diese Flüssigkeit über den Gallenweg in den Zwölffingerdarm; außerhalb des Verdauungsvorgangs wird sie in der Gallenblase zwischengelagert, bis es wieder Nahrung zum Verdauen gibt. Die zahlreichen Inhaltsstoffe der Galle – neben den Gallensäuren vor allem Cholesterin, Abfallprodukte des Stoffwechsels, Salze und andere Mineralstoffe – stehen in einem komplexen und empfindlichen Verhältnis zueinander. Kommt dieses Gleichgewicht durcheinander, bilden sich Kristalle – die sogenannten Gallensteine. Frauen im gebärfähigen Alter sind häufiger betroffen als Männer, auch Übergewicht oder eine sehr rasche Abnahme des Körpergewichts, beispielsweise durch extreme Diäten, sind bekannte Risikofaktoren. Die Steine können sowohl die Gallenblase als auch den Ausgang des Gallenwegs verstopfen. Die Folge sind oft schmerzhafte Gallenkoliken und Gelbsucht (Verschlussikterus). „Die Symptome sind meist neben den Schmerzen vor allem auch eine deutlich gelbe Färbung des Auges“, erläutert Prof. Dr. Frank Grünhage, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, interventionelle Endoskopie, Diabetologie und Akutgeriatrie im KRH Klinikum Siloah. In schweren Fällen verschließen die Gallensteine auch den Gang der Bauchspeicheldrüse, was zu einer lebensgefährlichen Bauspeicheldrüsenentzündung führen kann. Die notwendige Therapie – im Fachjargon ERCP genannt (endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie) – ist zum Glück relativ einfach und schonend.
Intervention mittels Endoskop und Katheter
Der behandelnde Arzt und sein Team führen ein Endoskop über die Speiseröhre durch den Magen bis in den Zwölffingerdarm zur Einmündung des Gallengangs. Hier sitzt ein Schließmuskel, der den Einfluss von Gallensaft reguliert. Von hier aus wird ein dünner Katheter weiter durch den Muskel hindurch in den Gallengang hineingeschoben. Über den Katheter kann Kontrastmittel eingespritzt werden, um die Gallensteine über die gleichzeitig stattfindende Röntgenbildgebung sichtbar zu machen. Nach einem kleinen Schnitt am Muskel können die Steine mittels eines Ballons oder eines Korbs herausgezogen werden. „Für den Patienten fühlt sich das nicht viel anders an als beispielsweise eine Magenspiegelung. Und wenn die Galle dann wieder fließt, sind auch die Beschwerden in der Regel schnell verschwunden und die Gelbfärbung geht wieder zurück“, erläutert Prof. Dr. Jochen Wedemeyer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im KRH Klinikum Robert Koch Gehrden. In den meisten Fällen reicht eine Behandlung aus. Bei größeren oder sehr vielen Steinen können weitere Behandlungen notwendig sein. In solchen Fällen kann, um die Beschwerden bis dahin nicht wieder auftauchen zu lassen, der Gallenweg mittels kleiner Röhren (Stents) offen gehalten werden. Allerdings ist entsprechend der medizinischen Leitlinie im Anschluss die Entfernung der Gallenblase durch eine Operation angezeigt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr Steine vorhanden sind und bald wieder Probleme auftreten, ist sehr hoch. Daher ist die anschließende OP sinnvoll“, betont Grünhage.