
So kennt man ihn: Dr. Hubert K. Sommer mit einem Lächeln am Arbeitsplatz in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Region Neustadt am Rübenberge.
Das Alter ist erreicht, doch niemals geht man so ganz: Nach mehr als zwei Jahrzehnten wird Dr. Hubert K. Sommer ab dem 1. Mai nicht mehr Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge sein. Da er gern als Arzt arbeitet, bleibt er der Klinik jedoch zu 20 Prozent in den nächsten fünf Jahren erhalten. „Als ich angefangen habe, als Arzt zu arbeiten, habe ich mir nicht vorstellen können, dass es eine so lange Zeit wird“, sagt Sommer, der fortan zwei weitere Hauptbeschäftigungen haben wird: seine sechs Enkelkinder und sein Ehrenamt, dass ihn nach Linz führen wird. Dazu später mehr. Zudem hat er seiner Ehefrau Gisela versprochen, den abendlichen Küchendienst zu übernehmen.
„Es ist immer wieder schön, wenn eine Schwangere vor mir steht und mir Grüße von ihrer Mutter ausrichtet mit den Worten: Sie hat auch bei Ihnen entbunden“, erzählt Sommer lächelnd. Ben und der Mount Everest sind zudem Geschichten, die in seiner Erinnerung bleiben: Ben, weil er ihm auf die Welt half und er ihn heute immer noch regelmäßig bei den sonntäglichen Gottesdiensten sieht. Seine Eltern kennt er gut.
Dramatisch sei eine Geburt gewesen, bei der die Patientin entband und zusätzlich eine schwere Lungenembolie hatte. Mehrfach schwebte sie in Lebensgefahr, viele Operationen waren notwendig. „Es war, als ob man den Mount Everest erklommen hätte“, sagt Sommer. Im Ergebnis sind Kind und Mutter heute – ein paar Jahre später – gesund.
Der Vergleich mit dem Mount Everest kommt nicht von ungefähr, Sommer ist Langläufer: Sechs Marathons hat er abgeschlossen, berichtet er nicht ohne Stolz. Heute wandert er noch gern. Auch Linz hat schöne Wanderwege, will man ihn treffen, findet man ihn möglicherweise dort. Auf die Frage, warum Linz, antwortet er wohlüberlegt: „Linz ist mit dem Nachtzug gut zu erreichen, ein anderes Land kam nicht infrage, weil es im Alter schwieriger ist, eine neue Sprache zu lernen.“ Mit ihrem Aufenthalt dort erfüllen sich Sommer und seine Frau Gisela einen Herzenswunsch.
„Der Mensch sollte immer im Mittelpunkt unseres Handelns und Tuns stehen, sonst hat es keinen Sinn“ – dieses Credo gibt er seinen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg. Bei aller Optimierung im Ablauf und der Zunahme der Geschwindigkeit im Krankenhausalltag, die auch Sommer festgestellt hat, ist es wichtig, das nicht aus dem Blick zu verlieren. „So halte ich es“, sagt er. Eine Begebenheit nachts um 2 Uhr im OP fällt ihm ein: „Der Kollege wunderte sich, warum ich um die Uhrzeit ein fröhliches Guten Morgen wünschte: Genau das ist das Leben. Ich führe das Leben, das ich leben will und bin zu hundert Prozent mit mir im Reinen.“
Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzte nahmen das natürlich auch wahr. Und so gab es beim Abschiedssymposium von Sommer viel Lob und Anerkennung und sehr wertschätzende Worte. Das Engagement Sommers in den 26 Jahren als Chefarzt war außergewöhnlich, da waren sich Dr. Matthias Bracht, KRH Geschäftsführer Medizin, und Prof. Dr. Jochen Wedemeyer, Ärztlicher Direktor am KRH Klinikum Neustadt, einig. Sommer selbst bezeichnete sich übrigens nicht als Chefarzt, sondern als „leitender Arzt (alias Chefarzt)“.
Seinen Abschied gestaltet er so, wie er es auch Zeit seines Berufslebens gehalten hat: mit einer Fortbildung. „Vor Corona habe ich teils fünf bis sechs Fortbildungen pro Jahr für das Team organisiert“, sagt er. Folgerichtig sprachen gleich drei Referenten bei seinem Abschiedssymposium Anfang April: Dr. Robin Schwerdtfeger (Die pränatale Diagnostik im Wandel der Zeit – Ein Überblick), Prof. Dr. Joachim Lück (Das Endometriumkarzinom – Biologische Faktoren für die Risikoabschätzung und Behandlungsplanung) und Dr. Karl-Heinz Noeding (Senkungszustände des weiblichen Genitale – moderne Behandlungskonzepte).
Dass es dennoch ein emotionaler Abschied wurde, dafür sorgten nicht nur die anerkennenden Worte von Dr. Bracht und Prof. Wedemeyer, sondern auch Sommers Ehefrau Gisela und seine älteste Tochter Anne Katrin mit Redebeiträgen.
Mit Dr. Lavin Mohamad übernimmt ab Mai eine langjährige, geschätzte Kollegin die kommissarische Leitung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am KRH Klinikum Neustadt.
Aus der Vita von Dr. Hubert K. Sommer:
Dr. Sommer begann seine berufliche Laufbahn nach seinem Medizinstudium in Kiel, Hannover und Köln und promovierte bei Prof. Volker Diehl. Schon früh zeigte sich seine Leidenschaft für die Frauenheilkunde. Seine Stationen als Assistenzarzt und später als Oberarzt führten ihn in die Landesfrauenklinik Hannover, an das Kreiskrankenhaus Neustadt am Rübenberge und das Zentralkrankenhaus St. Jürgenstraße in Bremen. Seit 1999 stand er als Chefarzt an der Spitze der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des KRH. Dort setzte er medizinische Standards und prägte auch das Miteinander im Team und die patientenzentrierte Versorgung maßgeblich.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit engagierte sich Dr. Sommer auch in der Weiterentwicklung der Fachrichtung. Seine Zusatzweiterbildungen in spezieller Geburtshilfe sowie in spezieller operativer Gynäkologie zeugen von seiner tiefen Fachkenntnis. Sein ehrenamtliches Engagement, u. a. in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Neustadt am Rübenberge, zeigt seine tiefe Verbundenheit mit den Menschen über den Klinikalltag hinaus. Seine Arbeit wurde und wird von Kolleginnen und Kollegen und von Patient*innen und Fachgesellschaften hochgeschätzt.
Mit seinem Einsatz, seiner fachlichen Kompetenz und Expertise hat er die Klinik geprägt und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sowie unzählige Patient*innen und deren Familien begleitet.