Die KRH Psychiatrie Wunstorf hat Mitte Juni zwei Stolperschwellen auf ihrem Gelände verlegt. Die Stolperschwellen, angelehnt an die Stolpersteine, erinnern an die im Nationalsozialismus von der damaligen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf 1940 und 1941 ausgehenden Deportationen. Deportiert wurden Patientinnen und Patienten, die an psychiatrisch-neurologischen Erkankungen wie Schizophrenie, Epilepsie, Demenz oder Enzephalitis litten, „nicht deutschen oder artverwandten Blutes“ waren, als geistesgestörte Straftäter oder strafrechtlich Verurteilte in Psychiatrien untergebracht waren.
Die damalige Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf wurde 1940 und 1941 als Sammel- und Deportationsort von 25 psychiatrischen Einrichtungen in ganz West- und Norddeutschland genutzt. Von Wunstorf aus wurden Patientinnen und Patienten in das „Alten Zuchthaus“ in Brandenburg/Havel oder andere Einrichtungen gebracht und dort im Rahmen der „T4-Aktion“ ermordet. Direkt aus der Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf waren sechs Patienten und eine Patientin von der Deportation betroffen.
Die Aufarbeitung der Rolle der damaligen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf als Drehkreuz für Deportationsaktionen in West- und Norddeutschland begann bereits in den 1970er-Jahren mit dem damaligen Direktor der Psychiatrie Wunstorf Asmus Finzen und wurde seitdem fortgeführt. „Es ist für uns enorm wichtig, die Rolle der damaligen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf im Nationalsozialismus zu verstehen und aufzuarbeiten“, sagt die Ärztliche Direktorin der KRH Psychiatrie Wunstorf Prof. Dr. Iris Tatjana Graef-Calliess. „Die Stolperschwellen lassen uns dieses Thema als Psychiatrie und damit wichtiges Standbein der Gesellschaft nicht vergessen.“ Andreas Tänzer, Vorsitzender des Fördervereins Psychiatriebewegt und ehemaliger Chefarzt der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, ergänzt: „Wir als Förderverein der KRH Psychiatrie Wunstorf begleiten und fördern die Aufarbeitung der Geschichte dieser Institution. Die Verlegung der Stolperschwellen ist eine logische Konsequenz aus unserer Spurensuche.“
Die Stolperschwellen wurden von Künstler Gunter Demnig am 12. Juni auf dem Gelände der KRH Psychiatrie Wunstorf in Richtung Stadtmitte/Südstraße und Richtung Bahnhof/Hölty-Gymnasium verlegt.