
Marina Pickert in der Wäscherei KRH Psychiatrie Wunstorf
Schon als Kind kannte Marina Pickert das Gelände der KRH Psychiatrie Wunstorf wie ihre Westentasche. Da ihr Vater als Pförtner beschäftigt war, verbrachte Pickert schon früh Zeit auf dem Klinikgelände. Sie besuchte ihn immer wieder während seiner Schichten. „Diese Besuche waren kurz, aber sie haben mir das Gefühl gegeben, mit diesem Ort verbunden zu sein“, sagt sie rückblickend.
Ursprünglich hatte Pickert schon immer den Traum Bäckerin zu werden. „Das war mein großer Wunsch“, erzählt sie. „Doch in den 1990er-Jahren bekam ich immer wieder zu hören, dass der Beruf für eine Frau zu schwer sei. Ich habe es trotzdem versucht, aber überall nur Absagen erhalten.“
Diese Rückschläge waren schmerzhaft, aber zugleich auch ein Wendepunkt in Pickerts Berufslaufbahn. In dieser Zeit erinnerte sie sich wieder an den Ort, der sie seit ihrer Kindheit begleitete: die KRH Psychiatrie Wunstorf. Durch die Besuche bei ihrem Vater hatte sie nicht nur das Gelände kennengelernt, sondern auch die vielen verschiedenen Arbeitsbereiche. Besonders die Wäscherei war ihr vertraut, denn hier begegnete sie schon früh den Mitarbeitenden, die ihr offen und herzlich begegneten. „Da wusste ich: Genau hier möchte ich meinen eigenen beruflichen Weg finden.“
Mit diesem Entschluss schlug sie eine neue Richtung ein. Pickert begann eine Ausbildung an einer Ausbildungsstätte in Neustadt. Dieses Fundament brachte sie ihrem Ziel näher. Während eines sechswöchigen Praktikums in der KRH Psychiatrie Wunstorf gewann sie erste Einblicke in den Arbeitsalltag und spürte sofort Begeisterung für die Tätigkeit. „Schon nach wenigen Tagen war mir klar, dass dies genau der richtige Ort für mich ist“, sagt sie. Nach ihrem Abschluss wollte sie direkt in Wunstorf anfangen, musste sich jedoch zunächst mit einem Platz auf der Warteliste gedulden. Anstatt die Hoffnung zu verlieren, nutzte sie die Zeit. Sie arbeitete in privaten Haushalten, betreute Kinder als Nanny und sammelte wertvolle organisatorische Erfahrung. Im Juni 1994 öffnete sich für sie die ersehnte Tür zur KRH Psychiatrie Wunstorf. Sie begann dort in der Wäscherei und zeigte schon bald ihre organisatorischen Fähigkeiten und ihre Leidenschaft für die Arbeit.
„An meine eigene Einarbeitung erinnere ich mich noch sehr gut. Es waren alle sehr herzlich und ich fühlte mich direkt als fester Bestandteil des Teams. Meine Chefin war eine Mischung aus Mutter Theresa und Feldwebel Sie hat mich dazu imponiert, dass ich mir damals schon dachte: So eine Führungskraft möchte ich auch einmal werden.“
Dieser Wunsch erfüllte sich schneller, als sie selbst gedacht hätte. Nur wenige Jahre später, im Jahr 2000, übernahm sie die Vorarbeiterfunktion der Wäscherei. Heute führt Pickert ein dreiköpfiges Team, bestehend aus zwei Vollzeitkräften und einer Halbtagskraft. Gemeinsam kümmern sie sich nicht nur um die Reinigung und Pflege der Textilien, sondern auch um die Versorgung der Stationen mit Handtüchern, Decken und Kissen. Alle zwei Monate werden Duschvorhänge und Fußmatten gewechselt, zusätzlich fallen Aufgaben wie die Polster-, Teppich- und Gardinenreinigung an. Auch die hauseigene Dienstkleidung der Handwerker wird in der Wäscherei gewaschen. Sie versorgen sowohl den Standort Wunstorf als auch die Tagesklinken und Institutsambulanzen.
Doch die Wäscherei ist weit mehr als nur ein Ort für saubere Wäsche. Sie ist auch in die Arbeitstherapie eingebunden. Patientinnen und Patienten können hier mitarbeiten, um Alltagsstrukturen einzuüben und neue Erfahrungen zu sammeln. Aktuell findet die Arbeitstherapie dienstags bis donnerstags von 9 bis 10 Uhr sowie montags bis mittwochs von 13 bis 14 Uhr statt. Ziel ist es, die Zeiten künftig noch auszuweiten. Für Pickert war dies zu Beginn eine Herausforderung, denn die Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten waren zunächst ungewohnt. Doch inzwischen ist der Kontakt zur Routine geworden. „Natürlich gibt es auch schwierige Situationen, aber mit der Zeit wird vieles zur Routine.“ Um bestimmtes Vorgehen und das Arbeiten mit den Patientinnen und Patienten zu lernen, absolvierte sie zudem einen Grundkurs zum Thema Psychiatrie an der KRH Akademie. Auch über sich selbst spricht sie offen. „Ich bin manchmal etwas aufbrausend das kennen meine Kolleginnen schon. Dann müssen sie mich ein bisschen beruhigen und runterbringen.“, erzählt sie schmunzelnd.
Neben der Wäscherei gibt es auf dem Gelände der KRH Psychiatrie Wunstorf noch zahlreiche weitere Arbeitsbereiche, wie Raumausstatter, Gärtner, Maler, Schlosser, Polsterer oder auch eine Druckerei. So entsteht ein vielfältiges Spektrum an handwerklichen und organisatorischen Tätigkeiten, welches den Standort prägt. Pickert schätzt an ihrem Arbeitsalltag insbesondere die Vielfalt der Tätigkeiten: „Die Kombination aus Patientenkontakt, Reinigungsarbeiten und administrativen Aufgaben macht meine Arbeit interessant.“ Auch durch die neue standortübergreifende Leitung mit Frau Laue habe sie neue Perspektiven gewonnen und möchte ihren geistigen Horizont künftig noch erweitern.
Seit Sommer 2025 nimmt sie deshalb am Junior Management Programm des KRH teil, einem langfristig angelegten Förderprogramm für Führungskräfte mit intensiven Coaching-Angeboten und externen Fortbildungen.
Neben ihrer Arbeit bleibt sie vor allem ein Familienmensch. Ihr 27-jähriger Sohn hat einen anderen Weg eingeschlagen und arbeitet als Postbote. In ihrer Freizeit genießt sie die Ruhe beim Stricken, Nähen oder im Garten. Wenn sie heute über das Klinikgelände läuft, das sie schon als Kind kannte, dann weiß sie, sie ist angekommen. „Für mich ist die KRH Psychiatrie Wunstorf nicht nur ein Arbeitsplatz, es ist ein Stück Heimat geworden.“